Eine konzertierte Aktion zur Identifizierung und Inventarisierung der verbleibenden Vermögenswerte der gescheiterten Kryptowährungsbörse FTX hat „das Ausmaß der Fehlbeträge aufgedeckt, die in den Fiat-Bankkonten und in den Geldbörsen für digitale Vermögenswerte, die mit den Börsen FTX.com und FTX.US verbunden sind, entdeckt wurden“, heißt es in einer Präsentation, die von den FTX-Schuldnern im Rahmen des Insolvenzverfahrens nach Chapter 11 am Donnerstag eingereicht wurde.
Laut der Präsentation wurden Vermögenswerte in Höhe von insgesamt 2,2 Milliarden Dollar ausfindig gemacht, von denen nur 694 Millionen Dollar auf die liquidesten Währungen wie Fiat, Stablecoin, BTC oder ETH entfallen. Diesen Beständen – und weiteren 385 Millionen Dollar an Kundenforderungen – stehen 9,3 Milliarden Dollar an Nettokrediten von Alameda Research gegenüber.
Und FTX-CEO John J. Ray III warnte, dass noch nicht alle Fakten vorliegen.
„Es war eine große Anstrengung nötig, um so weit zu kommen“, sagte Ray in einer Pressemitteilung. „Die Vermögenswerte der Börsen waren stark vermischt, und ihre Bücher und Aufzeichnungen sind unvollständig und in vielen Fällen überhaupt nicht vorhanden.“
Tatsächlich heißt es in der Präsentation, dass die bereitgestellten Informationen vorläufig sind und dass man sich nicht auf sie verlassen sollte“. Ray, der auch als Chief Restructuring Officer der FTX-Schuldnergruppe fungiert, sagte jedoch, dass die Weitergabe der neuesten Informationen eine Priorität sei.
„Wir glauben, dass es wichtiger ist, den Beteiligten Transparenz zu bieten, indem wir diese Informationen jetzt veröffentlichen, als zu warten, bis wir Gewissheit erlangen können“, sagte er.
Während der in Ungnade gefallene FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wiederholt behauptet hat, dass FTX US „voll zahlungsfähig“ sei, sagen die Untersuchungen der Schuldnergruppe etwas anderes.
„191 Millionen Dollar an Gesamtvermögen wurden heute in den Geldbörsen der mit der FTX.US-Börse verbundenen Konten gefunden, zusätzlich zu 28 Millionen Dollar an Kundenforderungen und 155 Millionen Dollar an Forderungen von verbundenen Parteien“, so die Gruppe. „Dem stehen 335 Millionen Dollar an Kundenforderungen und 283 Millionen Dollar an Forderungen von verbundenen Parteien gegenüber.“
„Durch nicht autorisierte Transfers wurden weitere 293 Millionen Dollar aus Wallets, die vorläufig der FTX.COM-Börse zugewiesen wurden, und 139 Millionen Dollar aus Wallets, die vorläufig der FTX.US-Börse zugewiesen wurden, abgezogen“, heißt es in der Präsentation.
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Die Präsentation aktualisierte auch den Betrag der liquiden Mittel, die derzeit von der Schuldnergruppe eingezogen und gehalten werden, der seit dem letzten Bericht im Januar von 5,5 Milliarden Dollar auf 6,1 Milliarden Dollar gestiegen ist. Obwohl der Anstieg in erster Linie auf die aktualisierten Preise für digitale Vermögenswerte zurückzuführen ist, hat die Gruppe auch 202 Mio. USD bei Alameda, 125 Mio. USD in Stablecoins und 57 Mio. USD in verschiedenen Kryptowährungen bei Tochtergesellschaften wiedererlangt.
Trotz der bisher gesammelten Informationen fügte die FTX-Schuldnergruppe ihrem Bericht zahlreiche Haftungsausschlüsse bei und wies darauf hin, dass „es nicht möglich ist, auf der Grundlage der vorläufigen Informationen in der Präsentation Kundenrückflüsse zu berechnen oder vorherzusagen.“ Als Gründe werden u. a. schwankende Bewertungen, der Zugang von Insidern, die Vermischung von Geldern, andere nicht identifizierte Forderungen und die Veräußerung von „über hundert Unternehmen, die die FTX-Gruppe weltweit bilden“ genannt.
„Die Analyse wird zusätzlich erschwert durch die Unvollständigkeit der Bücher und Aufzeichnungen sowie der Finanzinformationen, die von der Geschäftsführung vor dem Insolvenzverfahren geführt wurden“, so die Gruppe weiter. Ray hat zuvor die Verfehlungen einer „sehr kleinen Gruppe von sehr unerfahrenen und ungebildeten Personen“ angeprangert, die an der Spitze von FTX standen:
Schließlich hat die Schuldnergruppe weitere Informationen über die täglichen Einzahlungen und Abhebungen an beiden Börsen in den 90 Tagen vor der Einleitung der Chapter 11-Verfahren für die Börsen veröffentlicht. Während die Zahlen wenig überraschend eine Spitze bei den Abhebungen kurz vor dem Konkursantrag von FTX zeigen, weisen sie auch eine Spitze bei den Einzahlungen auf, die auf Einzahlungen von Alameda zurückzuführen sind.
Die heutige Präsentation und die Einreichungen sind nur das letzte Update in der noch immer nicht abgeschlossenen FTX-Saga.
„Dies ist die zweite in einer Reihe von Präsentationen, die die FTX-Schuldner erwarten, während wir weiterhin die Fakten dieser Situation aufdecken“, schrieb Ray.
