Binance, die weltweit größte Handelsplattform für Kryptowährungen, gab bekannt, dass sie ihr gesamtes Geschäft in Russland für einen nicht genannten Betrag an CommEX verkauft hat. CommEX ist jedoch eine gestern gegründete Kryptobörse, und viele Beobachter haben auf die vielen Ähnlichkeiten zwischen den Börsen hingewiesen und vermuten, dass Changpeng Zhao eine Briefkastenfirma gegründet hat.
Binance kündigt an, den russischen Kryptomarkt zu verlassen
Binance, die weltgrößte Kryptobörse, hat ihre Aktivitäten in Russland offiziell beendet. In einer knappen Pressemitteilung gab die Plattform von Changpeng Zhao bekannt, dass sie mit CommEX, einer gestern gegründeten Krypto-Börse, eine Vereinbarung getroffen habe, um ihr das gesamte lokale Geschäft zu verkaufen.
Binance versichert, dass die Gelder seiner Nutzer weiterhin sicher sind und in Kürze zu CommEX transferiert werden, ein Prozess, der bis zu einem Jahr dauern kann, damit „die Migration […] in geordneten Bahnen verläuft“. Die Plattform kündigt außerdem an, dass sie innerhalb der nächsten Monate keine Aktivitäten in Russland mehr durchführen wird.
Noah Perlman, der Chief Compliance Officer von Binance, erklärte, dass es der Börse angesichts der gegen Russland verhängten Sanktionen nicht mehr möglich sei, ihre Geschäfte vor Ort fortzusetzen:
“ Während wir in die Zukunft blicken, erkennen wir an, dass es nicht mit der Compliance-Strategie von Binance vereinbar ist, in Russland zu operieren. Wir bleiben zuversichtlich, dass die Web3-Industrie weltweit langfristig wachsen wird, und werden unsere Energie auf die anderen 100 Länder konzentrieren, in denen wir tätig sind. „
Abschließend stellt Binance klar, dass sie „keine regelmäßigen Einnahmen aus dem Verkauf erhalten“ und „keine Möglichkeit haben wird, Aktien des Unternehmens zurückzukaufen“.
Ende August berichtete das Wall Street Journal, dass Binance es russischen Bürgern ermöglicht hatte, ihre Rubel in Kryptowährungen umzutauschen, vor allem in USDT, den von Tether herausgegebenen Stablecoin. Nach Angaben der Bank von Russland wurden innerhalb weniger Monate 428 Millionen US-Dollar über die Plattform gehandelt, obwohl diese aufgrund der westlichen Sanktionen angeblich ihre Tätigkeit vor Ort eingestellt hatte.
Ein Sprecher von Binance erklärte damals, dass die Plattform die Sanktionen nicht umgehe und dass es sich um falsche Behauptungen des Wall Street Journals handele.
CommEX, eine Börse mit eher verschwommenen Konturen
CommEX, diese Kryptowährungsbörse, wurde am gestrigen Dienstag, den 26. September, gegründet. Auf der Website sind nur wenige Informationen ersichtlich. So heißt es unter anderem, dass das Unternehmen von „führenden Risikokapitalfirmen“ unterstützt wird, ohne dass eine davon genannt wird.
Auf dem offiziellen Telegram-Kanal der Plattform erklärte ein Sprecher, CommEX sei auf den Seychellen registriert und werde die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) sowie Asien bedienen.
Viele Beobachter bemerkten zudem die vielen Ähnlichkeiten zwischen Binance und CommEX, z.B. in Bezug auf ihre Datenschutzrichtlinien:
Datenschutzrichtlinie von CommEX (links) und Binance (rechts)
Oder von ihrer Handelsschnittstelle:
Handelsschnittstelle von Binance (oben) und CommEX (unten)
Viele Nutzer des offiziellen Telegram-Kanals von CommEX wiesen auf diese Ähnlichkeiten hin, einige fügten hinzu, dass es „offensichtlich zu erraten“ sei, wer hinter CommEX stehe. Auf Nachfrage von Fortune erklärte ein Sprecher von Binance jedoch: „Weder Binance noch seine Führungskräfte haben Anteile oder Gewinnbeteiligungen an CommEx“.
Adam Cochran, eine bekannte Figur des Ökosystems, hat ebenfalls zahlreiche beunruhigende Elemente in Bezug auf mögliche Verbindungen zwischen Binance und dieser neuen Kryptobörse aufgedeckt.
Schließlich können CommEX-Nutzer laut einer X-Publikation von Changpeng Zhao einen Rabatt von 25 % auf ihre Handelsgebühren erhalten, wenn sie BNB, das Token von Binance, besitzen.
CommEX, eine Briefkastenfirma von Binance? Die Zukunft sollte uns das bald zeigen.
