Ein kürzlich in der Kryptosphäre vielfach geteilter Artikel stellte die Anzahl der aktiven Nutzer bei Metaverse-Projekten wie Decentraland oder The Sandbox in Frage. Die Zahlen sollen jedoch in Wirklichkeit verfälscht sein. Wir geben einen Überblick darüber, was wirklich auf der Seite des Metaversums vor sich geht.
Decentraland hat nicht nur 38 aktive Nutzer
Unsere Kollegen von CoinDesk veröffentlichten am Wochenende einen Artikel, in dem sie gegen das Metaversum wetterten und argumentierten, dass die aktiven Nutzer der beiden Großprojekte Decentraland und The Sandbox lächerlich gering seien. Dies erregte den Zorn der betroffenen Gemeinschaften, die sich in den letzten Tagen um eine Klarstellung bemühten.
Der Artikel zitierte Daten von dAppRadar und kam auf eine Zahl von 38 Nutzern für Decentraland. Das heißt, die Adressen von Brieftaschen, die mit dem Smart Contract des Projekts interagieren. Laut Decentraland sind die Daten jedoch verfälscht, da nur bestimmte Transaktionen berücksichtigt werden:
Letztens gab es eine Menge Fehlinformationen über die Anzahl der aktiven Nutzer von Decentraland. Einige Webseiten verfolgen nur spezifische Smart Contract Transaktionen, melden diese aber als täglich aktive DAU Nutzer, was inakkurat ist.
– Decentraland (@decentraland) October 7, 2022
Das Twitter-Konto von Decentraland hat die Zahl der monatlich aktiven Nutzer (56.697) detailliert aufgeschlüsselt, aber auch die Zahl der Nutzer, die täglich mit den verschiedenen Smart Contracts interagieren würden: 1.074. Das Projekt weist auch darauf hin, dass im September 161 Ereignisse von der Community erstellt und 148 Vorschläge in der DAO gemacht wurden. Die Website DCL Metrics tendiert dazu, diese Zahlen zu bestätigen, mit 7.039 täglichen Unique Visitors in der gerade abgelaufenen Woche.
Der Hauptentwickler von Decentraland, Juan Cazala, bestätigte, dass diese Daten falsch sind, und stellte einen anderen Zugangspunkt zur Verfügung, um die Zahlen zu überprüfen:
Nice journalisim @camlearnscrypto checking @DappRadar which tracks deprecated addresses and not even in the right network there are +500 users concurrently right now (https://t.co/VIHS7SQXA4) and these are the addresses per network: https://t.co/MMd8NrjgjV Coindesk quality https://t.co/JFslut1aVX
– cazala (@juancazala) October 7, 2022
The Sandbox würde auch mehr Nutzer anziehen
Für The Sandbox scheint der Abstand noch größer zu sein. Der Artikel auf CoinDesk berichtete nämlich, dass The Sandbox nur 522 täglich aktive Nutzer haben soll.
Laut Sébastien Borget, dem Mitbegründer des Projekts, gab es jedoch in Wirklichkeit 20-30.000 aktive Nutzer bei besonderen Veranstaltungen, die in der virtuellen Welt angeboten wurden. Dies erklärte er jedenfalls im Juli dieses Jahres im Anschluss an einen anderen Artikel:
Thanks Sebastien. Was quoting this article:https://t.co/L6V8NFmiaO
– Justin Taylor (@TheSmarmyBum) July 11, 2022
Außerdem soll die Zahl der monatlich aktiven Nutzer von The Sandbox in der zweiten Staffel eher 350.000 betragen. Das lässt die Zahl der täglich aktiven Nutzer auf über 10.000 ansteigen.
Wie lässt sich diese Diskrepanz erklären?
Wie lassen sich dann solche Datenlücken erklären? Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen scheint es, dass sich die CoinDesk-Teams auf die Daten des falschen Netzwerks für Decentraland konzentriert haben, wie Juan Cazala feststellte. Andererseits stützt sich der Artikel auf Nutzer, die mit den Smart Contracts von The Sandbox oder Decentraland interagieren.
Nutzer, die die virtuellen Welten besuchen, aber keine Transaktionen durchführen, werden nicht berücksichtigt. Ein Punkt, der jedoch in dem Artikel von CoinDesk angesprochen wird:
“ Die von DappRadar zusammengestellten täglich aktiven Nutzer berücksichtigen nicht die Personen, die sich einloggen und auf einer Plattform des Metaversums herumlaufen, oder diejenigen, die sich kurz für ein Ereignis einloggen, z.B. eine virtuelle Fashion Week. „
Sollen wir also urteilen, dass nur die Nutzer „zählen“, die ihre Wallets benutzen? Darüber lässt sich natürlich streiten. Es bleibt also festzuhalten, dass man große Vorsicht walten lassen sollte, wenn es um Zahlen und Blockchain geht.
