Das Cybersicherheitsunternehmen Avast weist auf ein langlebiges Tool hin, das beliebte Dating-Apps heimgesucht hat und mit künstlicher Intelligenz aufgerüstet wurde, um gefälschte Profile zu erstellen und ahnungslose Nutzer zu manipulieren.
Obwohl Avast der Anwendung den Spitznamen „LoveGPT“ gab, ist das nicht der Name der fraglichen Software. Sie steht auch in keinem Zusammenhang mit mehreren Websites und Anwendungen mit dem Namen LoveGPT, die ebenfalls nicht über die von Avast hervorgehobenen Funktionen verfügen.
Das Tool muss lokal auf einem Windows-Rechner installiert und ausgeführt werden und ist in Visual Basic codiert – einer Microsoft-Programmiersprache, die es seit den 1990er Jahren gibt. Trotz ihrer alten Wurzeln hat sich die so genannte „LoveGPT“-Anwendung im Laufe der Jahre weiterentwickelt und verfügt über zusätzliche Funktionen und Zusatzmodule, die es ihr ermöglichen, Nutzer von Dating-Apps mit zunehmender Kompetenz anzusprechen und zu betrügen.
„Wir haben ein Tool entdeckt, das umfangreiche Funktionen für verschiedene Dating-Plattformen bietet und in der Lage ist, gefälschte Konten zu erstellen, mit Opfern zu interagieren, CAPTCHA zu umgehen, den Zugang mit Proxys und Browser-Anonymisierungstools zu anonymisieren und vieles mehr“, heißt es in dem Avast-Bericht.
Diese App ist nicht für Anfänger geeignet. Sie erfordert ein gewisses technisches Know-how, um alle Module richtig zu installieren und zu verwenden. Wenn sie läuft, scannt die App mehrere Dating-Plattformen, versteckt sich hinter Anonymisierungstechniken und interagiert mit ahnungslosen Benutzern über verschiedene Kanäle. Kürzlich wurde die App mit künstlicher Intelligenz aufgerüstet, um noch effektiver das perfekte Profil zu erstellen, um Übereinstimmungen zu finden – und Menschen in Betrügereien zu locken.
Zurzeit verwendet die App die OpenAI-Turbo-LLMs DaVinci und GPT-3.5, um ihre Interaktionen zu generieren. Diese Modelle sind weniger ausgefeilt als GPT-4, aber auch viel billiger.
Laut Avast kann „LoveGPT“ überzeugende gefälschte Profile auf mindestens 13 verschiedenen Dating-Websites erstellen und dabei Fotos, Texte und Daten der Nutzer auslesen. Es kategorisiert die Nutzer in Altersgruppen, was die Erstellung von realistischen Fake-Profilen für gezielte Manipulationen erleichtern dürfte. Das Tool verwendet mehrere Datenbanken, um Details wie Profile, Unterhaltungen, E-Mail-Adressen und ein laufendes Protokoll der von der KI generierten Nachrichten zu speichern.
„LoveGPT“ nutzt Proxy-Dienste, virtuelle Telefonnummern und Anti-Fingerprinting-Tools, um unentdeckt und anonym zu bleiben. Er kann auch CAPTCHAs umgehen und E-Mails von gefälschten Konten aus versenden. Im Wesentlichen verfügt er über ein umfangreiches Toolkit, mit dem er Nutzer von Dating-Apps täuschen und in die Irre führen kann.
Diese Enthüllung kommt zur rechten Zeit, vor allem, wenn man bedenkt, dass laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage von AttractionTruth 20 % der männlichen Nutzer von Dating-Apps auf KI zurückgreifen, um ihre Dating-Aussichten zu verbessern. Wie TCN bereits berichtet hat, sind einige Menschen bereit, für KI-gesteuerte Fantasien zu bezahlen, da sie die personalisierte und anpassbare Illusion verlockend finden.
Laut dem Cybersecurity-Forschungsunternehmen Trend Micro sind romantische Betrügereien eine gängige Taktik von Kriminellen und gehören zu den fünf größten Betrugsversuchen des Jahres 2023. Auch wenn KI-Tools wie „LoveGPT“ in der Welt der Online-Betrügereien auf dem Vormarsch sind, haben die altmodischen Krypto-Betrügereien weiterhin die Nase vorn. Diese digitalen Währungsbetrügereien haben sich als die profitabelsten Betrügereien des Jahres erwiesen, trotz der volatilen und spekulativen Natur der Kryptomärkte.
OpenAI hat nicht auf eine Anfrage von TCN reagiert. Es ist jedoch bemerkenswert, dass das Unternehmen im letzten Jahr ein Moderationstool eingeführt hat, um Entwicklern dabei zu helfen, dem Missbrauch von umfangreichen Sprachmodellen wie ChatGPT entgegenzuwirken. Da liebeskranke Singles KI als Flirtcoach einsetzen und Betrüger KI nutzen, um sie zu täuschen, sollten sich Nutzer von Dating-Apps vor künstlichen, digitalen Casanovas in Acht nehmen. Vertrauen und Authentizität könnten das ultimative Aphrodisiakum werden.
