Changpeng Zhao (CZ) schürte gestern Abend FUD rund um Coinbase, bevor er seine Position zurücknahm, nachdem Brian Armstrong seine Argumentation mit Zahlen untermauert hatte. Dennoch stellte sich heraus, dass Coinbase am 30. September 10 % aller im Umlauf befindlichen BTC besaß, was die Zentralisierung des Ökosystems in Frage stellt.
CZ provoziert Coinbase wegen dieser Reserven
Nach der Explosion des FTX-Imperiums brodelt die Gerüchteküche, und nur wenige Akteure bleiben verschont. Gestern sprach Changpeng Zhao (CZ), der Geschäftsführer und Gründer von Binance, wohl etwas zu schnell, als er in einem inzwischen gelöschten Tweet die Kreditwürdigkeit von Coinbase offen in Frage stellte:

Abbildung 1 – Gelöschter Tweet von CZ über Coinbase
Während Grayscale enthüllte, dass die 635.000 Bitcoins aus ihren verschiedenen Produkten der Verwahrstelle von Coinbase anvertraut wurden, zog CZ eine Parallele und behauptete, dass die Börse vier Monate zuvor nur 600.000 BTC besessen habe. Wenn sich eine solche Feststellung bewahrheiten würde, wäre das für Coinbase schlimm, denn es würde bedeuten, dass die Plattform völlig insolvent wäre.
Die Zahlen waren jedoch falsch, und Brian Armstrong behauptete, dass sein Unternehmen am 30. September tatsächlich 2 Millionen BTC besaß und dass Coinbase aufgrund seines Status als börsennotiertes Unternehmen zur Transparenz gezwungen sei:
If you see FUD out there – remember, our financials are public (we’re a public company) https://t.co/ayzN0zaqgT
– Brian Armstrong (@brian_armstrong) November 22, 2022
Dies knüpft an die Ideen an, die wir vor etwa zwei Wochen in Bezug auf Coinbase über ein mögliches Szenario à la FTX entwickelt hatten. In diesen instabilen Zeiten ist das „Fear Uncertainty and Doubt“ (FUD) besonders ausgeprägt, und es kann leicht sein, sich von riskanten Argumentationen aller Art überzeugen zu lassen.
Nach der Klarstellung von Brian Armstrong gab CZ bekannt, dass sie ihren Tweet gelöscht habe. Wir können uns jedoch fragen, ob es sinnvoll ist, vorschnell falsche Informationen zu verbreiten, nur um später nach Überprüfung der Quellen ein „mea culpa“ zu machen:
Brian Armstrong hat mir gerade mitgeteilt, dass die Zahlen in den Artikeln falsch sind. Löschte den vorherigen Tweet. Let’s work together to improve transparency in the industry.
– CZ 🔶 Binance (@cz_binance) November 22, 2022
Eine starke Zentralisierung des Ökosystems
Auch wenn Brian Armstrongs Äußerungen tendenziell beruhigend wirken, werfen sie dennoch weitere Fragen auf. Denn 2 Millionen BTC entsprechen schlicht und einfach mehr als 10 % des im Umlauf befindlichen Angebots. Auch wenn diese Bestände nicht wirklich unter der Kontrolle von Coinbase stehen, stellt sich die Frage, ob es gesund ist, dass ein einziger Akteur einen so großen Teil des Ökosystems zentralisiert.
Die Börse ist übrigens kein Einzelfall. Seit gestern zeigt CoinMarketCap die Reserven von Plattformen an, die auf Transparenz setzen, und der Fall von Binance ist ebenfalls besonders bemerkenswert:

Abbildung 2 – Reserven von Binance
Nach den erfassten Daten lagert Binance fast 68 Milliarden US-Dollar. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels beläuft sich die Gesamtkapitalisierung der Kryptowährungen laut CoinGecko auf rund 862 Milliarden US-Dollar. Das bedeutet also, dass Binance allein 7,8 % dieser Kapitalisierung zentralisiert.
Zwar bieten zentralisierte Plattformen einen echten Komfort für den einfachen Zugang zum Ökosystem, doch sollten sie eher als Brücke denn als Speicherort betrachtet werden. Andernfalls werden sich Geschichten wie Celsius, Voyager Digital oder FTX in Zukunft unweigerlich wiederholen.